Vielleicht hatten Sie es ob unseres langen Zögerns schon vermutet: Aber im Sommer 2020 wird es kein Waldheim geben. Warum das so ist, können Sie zusammen mit einer zusätzlichen Mitteilung von Pfarrer Mayr, der diese im Namen der Gesamtkirchengemeinde verfasst hat, in diesem Beitrag nachlesen.
Wir danken für euer Verständnis, euren Zuspruch und eure Vorfreude auf das Waldheim 2021.
Liebe Kinder, liebe Eltern,
Der engere Rat als Vertretung der Gesamtkirchengemeinde hat gemeinsam mit der Waldheimleitung eindeutig entschieden:
Im Sommer 2020 kann kein Waldheim stattfinden.
Allein dieser Satz hat uns unendlich viel Überwindung gekostet. Und trotzdem halten wir das für die einzig richtige Entscheidung, denn ein Waldheim, wie die Kinder und Mitarbeiter es lieben, hätte es in diesem Sommer nicht geben können. Wer uns kennt weiß, dass wir immer alles für unser Waldheim geben und die Letzten sind, die leichtfertig zum Schluss kommen, dass ein Waldheim nicht möglich ist.
Zunächst die Rahmenbedingungen unter denen eine Ferienmaßnahme (von Waldheim kann man nicht sprechen) stattfinden könnte:
- maximal 100 Personen auf dem Gelände (also etwa 70 Kinder und Jugendliche)
- Eine Auswahl der Kinder durch uns, nach festgelegten Kriterien
- Keine Gruppengröße über 15 Personen (Leiter + Teilnehmende)
- Feste Bereiche für jede Gruppe (Gruppenraum)
- Kein Kontakt zwischen den Gruppen
- durchgängige Abstandshaltung von 1,5 Metern innerhalb der Gruppe
- bei Bewegungen auf dem Gelände: Mund-Nasen-Schutz
- Keine Ausflüge (außer zu Fuß im umliegenden Gelände)
- 14 Tage Quarantäne bei Auftreten eines Falles in der Gruppe für alle Gruppenteilnehmenden, Verbot von Urlaubsfahrten
- Eröffnung, Familienfest, Übernachtung, gespielte biblische Geschichte, Singen, Fußball, Ausflüge dürfen nicht stattfinden
Die Verordnungen und Anweisungen gelten ab sofort für die komplette Sommerferienzeit und werden vom Sozialministerium nicht noch einmal überarbeitet werden. Auch wenn sich in anderen Bereichen unseres Lebens die Beschränkungen verändern oder gar aufgehoben werden (warum das so ist, erklären wir weiter unten).
Dazu kommen bei uns konkrete Probleme vor Ort
- Bei uns fallen der Weg der Küchenmittarbeiterinnen zu den Sanitäreinrichtungen, der Weg zu den Kindertoiletten, der Haupteingang und der Aufgang in den ersten Stock zusammen. Eine vernünftige Lenkung der Wege ist hier unmöglich, weil idealerweise Zu- und Abwege getrennt sein sollen.
- Der Zugang zu den Sanitärräumen müsste von uns dauerhaft überwacht werden, weil aufgrund des begrenzten Platzes nur jeweils eine Person Zugang haben darf.
- Zusätzliche Aufbauten (Bauzäune, Absperrungen) sind nicht umsetzbar, da hier Sicherheitsaspekte und entsprechende gesetzliche Regelungen konkurrieren.
- Obwohl wir mit rund 20 pädagogischen Mitarbeitern und etwa zwei Küchenmitarbeiterinnen an den Start gehen müssten, wäre der Putzaufwand immens größer als in „normalen“ Jahren, weil zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen notwendig wären.
Was würde das für die Kinder bedeuten?
Es würde bedeuten, dass die Kinder in der Regel die Zeit an einem ihnen fest zugewiesenen Platz in einem Gruppenraum, mit einem Abstand von 1,5 Metern zu den anderen Kindern, verbringen würden. Welches Gruppenprogramm hier möglich wäre, können wir uns nicht richtig vorstellen. Von Dingen, die tatsächlich Spaß machen, reden wir gar nicht mehr.
Wir hätten eine Situation wie aktuell in den Klassenzimmern, aber mit längerer „Präsenzzeit“. Unsere Wahrnehmung ist, dass dies für Kinder einer Bestrafung näherkommen würde, als einem tollen Sommerprogramm. Das deckt sich in keinem Punkt mit unserem Selbstverständnis von Waldheim. Davon abgesehen halten wir einen solchen Ablauf für grundsätzlich unpädagogisch.
Das Dilemma ist, dass die Kinder und Jugendlichen daheim sehr viel freier sind in ihrer Tagesgestaltung: Sie können sich begrenzt mit Freunden treffen, mit Geschwistern spielen, auf den Spielplatz gehen. Wir sind uns sicher, dass die Kinder spätestens nach zwei Tagen lieber daheimbleiben werden, als ihre Zeit im Saal des Waldheims „abzusitzen“.
Die Mitarbeitenden
Wie viele Mitarbeitenden wir für diesen Betrieb unter den obigen Bedingungen haben würden ist unklar. Wir betonen, dass unsere Mitarbeiter (ob in Küche oder in den Gruppen) ausschließlich ehrenamtlich arbeiten.
Neben ungeklärten Fragen zur Haftung bei evtl. auftretenden Krankheitsfällen, ist es auch unsere Aufgabe, die Gesundheit unserer Ehrenamtlichen zu schützen. Wie wir das durchgehend gewährleisten können, wenn Kinder Heimweh haben, sich unwohl fühlen, sich verletzen, ist uns nicht klar.
Worüber wir nachdenken
Wir werden auf jeden Fall, Angebote der Art „Click & Collect“ machen. Also eine Information auf unserer Homepage über Möglichkeiten der Tagesgestaltung und Material zum Abholen im Waldheim an unserem Tor (z. B. Bastelmaterial mit Anleitung, Luftballons zum steigen lassen, …).
Uns fehlen ein bisschen die abschließenden Worte. Wir sind unendlich traurig und können uns den Sommer ohne Waldheim immer noch nicht vorstellen.
Bleibt gesund und passt auf euch auf. Wir vermissen euch und freuen uns auf das Jahr 2021.
Corina Berner Benjamin Riedl Kerstin Riedl
(Leitung) (stellvertretende Leitung) (Küchenleitung)